Er beginnt als Cheftrainer in der damaligen NLB (Rapperswil und Dübendorf). Die grosse Bühne betritt er Anfang der 1980er Jahre. Als Ausbildungschef des Verbandes und Assistent von Nationaltrainer Bengt Ohlsson. Der 2. Platz bei der B-WM 1985 in Fribourg gilt als grandioser Erfolg.
Vor zehn Jahren ist er den Jakobsweg nach Santiago de Compostela gegangen. Sozusagen als Übertritt in den Ruhestand. Die Schweiz hat inzwischen den WM-Final erreicht. Diese Entwicklung von der internationalen Bedeutungslosigkeit zur Weltspitze hat der Appenzeller entscheidend mitgeprägt.
Er lebt im Sommer mit seiner Frau Patrizia hoch über Ambri in Ronco wo er Häuser und Alpwirtschaften besitzt. Im Winter in Arzo im Mendrisiotto. So wie wir uns das wahre Leben im Tessin vorstellen und wie es einst der grosse Philosoph und Dichter Hermann Hesse genossen hat.
Roland von Mentlen als Hermann Hesse unseres Hockeys zu bezeichnen, wäre zwar ein wenig übertrieben. Aber er ist einer, der in all seinen Funktionen immer weit über den Horizont hinausgesehen und seine Umgebung inspiriert hat. Er war – und ist noch heute – eben auch Philosoph und Denker. Er war nie nur Macher. Ambri, Zug und der SCB wären ohne Roland von Mentlen nicht das, was sie heute sind. Und Kloten hätte keine meisterliche Dynastie mit vier Titeln in Serie aufbauen können.
Vom Verband wechselt er 1986 als Cheftrainer zu Ambri und weckt die Emotionen und die Zuversicht, die Ambri bis ins 21. Jahrhundert tragen werden. In seiner ersten Saison beschert er dem Club die bis dahin beste Saison der Geschichte (3.). Unvergessen bleibt, wie er nach dem ersten Derby-Sieg in Lugano nicht mit dem Teambus, sondern zu Fuss nach Ambri zurückkehrt. Im Scheinwerferlicht der TV-Kameras. Luganos Meistertrainer John Slettvoll sieht sich schliesslich genötigt, Ambri in einem Spiel, das mit der grössten Massenschlägerei unserer Geschichte endet, in die Schranken zu weisen.
Beim SCB stellt Roland von Mentlen 1988 als Sportchef das Team zusammen, das 1989 sensationell Meister wird und 1991 und 1992 zwei weitere Titel holt. Er ist zu sehr Alphatier, um auf Dauer mit Kult-Präsident Fred Bommes zurechtzukommen. Selbst die grösste Arena der Schweiz ist zu klein für die beiden Egos.
Im Sommer 1989 übernimmt Fredy Egli das Präsidium in Zug und bringt Roland von Mentlen als Manager. Wieder rockt es und zeitweise steht er als Cheftrainer an der Bande. Noch bleibt der ganz grosse Erfolg aus. Aber sein Motto «Zug isch besser» zündet eine Entwicklung, die Zug 1998 den ersten Titel einbringt und seither zur DNA dieses Hockeyunternehmens gehört.
Als Zug den ersten Titel feiert, ist «Roli» längst weitergezogen. Zusammen mit Jürg Ochsner baut er in Kloten die letzte Dynastie unseres Hockeys auf. Die Ehrenbezeichnung gibt es für Teams, die vier Titel hintereinander feiern. Kloten wird 1993, 1994, 1995 und 1996 Meister. Ab 1999 folgt ein siebenjähriges Gastspiel bei Gottéron mit vielen Episoden, aber ohne sportliche Triumphe. Sein letzter Job ist die Geschäftsführer bei den Young Sprinters in Neuenburg.
Bereits die Aufzählung seiner wichtigsten Stationen genügt, um seine Wirkung auf Verbands- und Klubebene zu illustrieren. Der brillante Querkopf, Visionär, Philosoph, Macher, Selbstdarsteller und bei Bedarf schlaue Machiavellist lässt sich nie vereinnahmen. Treu ist er nur dem Eishockey, seinen Überzeugungen und – wie seine Kritiker sagten – seinem Ego. Er wäre auch ein brillanter Politiker geworden. Zum Glück ist er immer dem Hockey treu geblieben.